Die Geschichte mit den zwei Buchstaben vor dem Namen

Mich wunderts ein bisschen, dass bei meinen Kollegen hier in der kleinen Bloggerwelt die Geschichte vom (Dr.) Verteidigungsminister noch nicht so richtig Wellen geschlagen hat.

Also fange ich mal damit an, etwas dazu zu sagen, sofern ich das überhaupt darf, denn der geneigte Leser weiß ja, dass meine Dr.-Arbeit derzeit aus dem Titel und dem Inhaltsverzeichnis besteht, und das habe ich nicht wissentlich plagiiert. Vielleicht sind mir schwerwiegende Fehler bei der Erstellung unterlaufen, aber da ich bisher noch keine Quellen zitiert habe, bin ich aus der Nummer schon mal raus.

Ich glaube auch, dass man eine juristische Doktorarbeit mit einer medizinischen nicht vergleichen kann. Ich gedenke bei weitem nicht, 500 Seiten abzugeben, sondern werde schön zweistellig bleiben, sofern das irgendwie möglich ist. Wir Mediziner schreiben unsere Dissertationen glaub ich grundsätzlich nebenbei, für einen Dr. jur. ist das (offensichtlich) nicht machbar.

Kann man jetzt natürlich auch weit ausholen, *Vorurteilsmodus ein* „richtige“ naturwissenschaftliche Doktorarbeiten dauern auch drei Jahre, man bekommt eine halbe Stelle bezahlt, arbeitet für zwei, schreibt nebenher… Mediziner wursteln was zusammen und sind dann Dr. med. *Vorurteilsmodus aus*

Wie dem auch sei. Statussymbol, Egokick, gutes Gefühl, die beiden Buchstaben haben was zu bedeuten.

ABER: Stolpert der Dr. a.D. zu G. jetzt tatsächlich über technische Fehler oder über seine bisherige Perfektion? Keine Ahnung. Und was ist eigentlich mit Angies Doktorarbeit? Hat die mal jemand unter die Lupe genommen?

Was für ein Signal ist das für uns als Fußvolk, wenn der Gut(t)e im Amt bleibt? Und was für eins, wenn er es niederlegen muss wie einen schnöden Titel?

Ich weiß nicht, muss jetzt aber weg und kann deshalb nicht weiterschreiben. Denke aber weiter nach. Finde, er sollte zurücktreten. Vielleicht führe ich das hier demnächst mal aus, vielleicht prokrastiniere ich es auch.

Mal sehen.

Mein Hund und mein Chef

Ich bin ja auf dem Land großgeworden. In so einem Dorf, mit Kühen nebenan und Pferden auf der Wiese und frische-Milch-beim-Bauern-holen am Wochenende und das ganze Programm.

Voll schön.

Da in dem Dorf gabs auch einen Hund, mit dem ich immer spazieren gegangen bin. Sein Name „Flocke“ war vielleicht nicht ganz intuitiv, der Gute war ein Labrador-Mischling und schon ein ganz schöner Brocken. Eine Seele von Hund, hätte nie jemandem etwas zu Leide getan, aber durchaus eine respektable Erscheinung.

Flocke und ich sind also gerne mal durch die Wälder und Wiesen gestreift und hatten es schön, jeder hing seinen Gedanken nach und Flocke war immer in einem 300-Meter-Radius um mich rum. Da gab es aber einen Bauernhof ganz hinten im Dorf, der hatte einen bösen Hund. Eigentlich war der immer angeleint, eines Tages aber halt nicht.

Ich, 11 oder 12 Jahre alt, lauf also nichtsahnend über den Feldweg, da kommt plötzlich dieser maligne Hund auf mich zu und knurrt schon von weitem und bellt und guckt voll böse und ist sehr sehr bedrohlich. Ich dachte mein letztes Stündlein hat geschlagen, weglaufen ging nicht, alles was ich tun konnte war nach Flocke zu rufen. Und da hättet ihr ihn sehen sollen. Flocke, der sich sonst eher gemütlich umgeguckt hat, wenn man wollte dass er zu einem kommt, nach dem Motto „jaja, Alte, ruf du mal, siehst du nicht dass ich hier noch beschäftigt bin…“, Flocke also wetzt wie ein geölter Blitz über das Feld, stellt sich zwischen mich und den bösen Hund, stellt die Nackenhaare hoch und macht den anderen Hund mit seiner Gestik so mürbe, dass der sich trollt, ohne dass jemandem ein Haar gekrümmt wurde. Puh. Er muss die Panik in meiner Stimme bemerkt und den Ernst der Situation erkannt haben, und als ich ihn brauchte war er sofort da.

Und so ist mein Chef auch. Gott sei Dank. Immer verpeilt und in seiner eigenen Welt beschäftigt, aber wenn man ihn braucht, steht er hinter oder vor einem, je nach Situation, und man wird beschützt.

Danke, Chef. Dafür verzeihe ich ihm sogar das ewige WDR 4- Gejaule im OP.

Aufschieberitis,

… nicht näher bezeichnet.

In diesem Blogeintrag hatte ich ja erwähnt, wie ich mir das so vorgestellt habe mit dem neuen Jahr und meinen Vorsätzen und so.

Was soll ich sagen? Heute mittag kam mein Lieblingspfleger um die Ecke und hat sich schlappgelacht, weil Frau Müller aus der 17 gesagt hat, die „schwangere Ärztin“ hätte ihr versprochen sie könne heute noch gehen. Na danke. Dreimal dürft Ihr raten, wen sie gemeint hat. ARGH! ICH BIN NICHT FETT! ICH BIN NUR ALS KIND IN DEN ZAUBERTRANK… vielleicht stand ich einfach nur unvorteilhaft da während der Visite. Das mit dem Sport ist aber auch schwierig… und ich wohne direkt neben der definitiv leckersten Dönerbude der Gegend…und die Steuererklärung… hab ich ja Zeit bis Mai mit. Mein neuer Plan ist jetzt, mir einen Steuerberater zu suchen. Bis Ende Februar. Tschacka! Und vielleicht geh ich mal joggen. Oder so. Argh.

Was denken unsere Patienten?

Spaßeshalber – seit ich nicht mehr im Schichtdienst arbeite, hab ich gefühlt so viel frei wie noch nie… – hab ich heute mal hier geguckt. Nach dem, was Patienten so über unsere Klinik schreiben. Faszinierend bis frustrierend. Der Patient als solcher nimmt ja vielleicht andere Dinge wahr und wichtet anders als der behandelnde Arzt, das wird recht deutlich anhand der Aussagen.

Naja. Dann hab ich mich gefragt welcher Patient wohl was geschrieben hat, aber ich hatte trotz teilweise recht detaillierter Krankheitsverlauf-Beschreibungen kein einziges Gesicht vor Augen. Hmpf.

Und ich glaube da ist ein deutlicher Bias in den Bewertungen, weil die, die zufrieden sind, tendenziell weniger das Bedürfnis verspüren, sich „Luft zu machen“ in so einem öffentlichen Forum.

Ähnlicher – nur andersrum- Bias ist auch in unseren chirurgie-internen Patientenfragebögen… ich verteil die immer nur an die Patienten, die zufrieden sind! 😉