Facharzt

Das war vielleicht was, die letzten Wochen. Ich war echt nicht gut auf die Welt zu sprechen. Musste für diese Prüfung lernen. Dazu noch Männergrippe. Ich war not amused. Und evtl. auch nicht ganz kompensiert. Ja, möglicherweise habe ich angefangen zu weinen, weil ich Penne bekommen hab und keine Tortelloni. Kann ja mal passieren. Ok. Ich war unerträglich. Ich  geb es zu. Ich entschuldige mich förmlich bei allen, die mich in den letzten Wochen haben ertragen müssen.

Aber jetzt ist es wirklich erledigt. Gestern nachmittag hatte ich meine Facharztprüfung. Und jetzt bin ich Fachärztin. Puh. Ich kanns wirklich kaum glauben. Wie immer ist die Zeit am Ende echt gerannt und es fühlt sich gar nicht so an, als wären meine ersten Gehversuche in der Klinik wirklich schon 7 Jahre her. Und es fühlt sich schon gar nicht so an, als wäre ich jetzt fertig mit Chirurg werden. Im Gegenteil, ich denke es geht gerade erst los. Wie so ein Führerschein. Jetzt muss ich auf die Straße. Aber ich freu mich drauf.

Meine Weltreisepläne muss ich übrigens noch ein bisschen verschieben… ich arbeite immer noch daran, den Wechsel vom wildesten Maximalversorger Deutschlands zum kleinen Kankenhaus am Rande der Stadt zu verkraften… eigentlich wollte ich hier gar nicht so lange bleiben. Aber manchmal gehen eben Türen auf, wo man gar keine vermutet hatte. Und der Weg hinter dieser meiner Tür sieht so glitzernd und aufregend und schön und spannend und interessant aus, da musste ich durchlaufen!

Eine Menge neue Herausforderungen kommen in der nächsten Zeit auf mich zu. Vielleicht schaffe ich es ja die hier mal ab und zu mit Euch zu teilen. Ich vermiss sie ja, die Bloggerei.

Aber erstmal hab ich frei. Nicht weltreise-frei, aber doch substantiell lange frei zum Erholen und Reisen und Chillen. Jaja, und Doktorarbeit. Das wird auch schön.

Jahresrückblick 2013 und Ausblick 2014

Jetzt ist das neue Jahr ja schon über eine Woche alt, höchste Zeit, das alte standesgemäß zu verabschieden.

Also:

„Tschö, wa!“

Zusammengefasst lässt sich sagen: War so mittel. Oder, wie ein liebreizender Freund ausdrückte: „2013 war so, dass wir drauf hoffen können, dass 2014 besser wird“.

Blogmäßig war es ja wirklich eine Schande, das vergangene Jahr. Aber irgendwie passt die nicht vorhandene Bloggerei auch so ein bisschen zu meinem 2013-Gefühl. Nicht so richtig viele Highlights. Immer der gleiche Trott. Same shit, different day. Man rödelt so in seinem Alltag vor sich hin und dann ist es plötzlich vorbei.

Also, wenn man jetzt mit liebevollen Augen guckt, dann gab es doch ein paar tolle Momente. Ich war zum Beispiel in Japan und bin dort ein paar Tage herumgereist. Voll schön, aber auch arbeits-related und deshalb irgendwie auch nicht richtig schön. Ich war in München, zum Chirurgenkongress, auch das war schön und aufregend. Ich habe gute Zeit mit tollen Leuten verbracht, ein paar Twitter-Lieblinge persönlich kennengelernt, ich hab den See hier um die Ecke entdeckt und auch sonst gab es gute Momente. Aber ich muss sie halt suchen, die Highlights. Die meiste Zeit hab ich mich so vom Alltag mitschleifen lassen.

Hab das Gefühl, dass ich nicht so richtig aktiv mein Leben gestaltet hab. Aber wenigstens das wird sich ändern. Leute, 2014 wird spannend: Im Februar geh ich Skifahren, im März zum Chirurgenkongress – diesmal nach Berlin, und über meinen Geburtstag, yay -, im April geb ich meine Doktorarbeit ab (jetzt stehts hier schwarz auf weiß, jetzt hab ich wirklich keine Ausrede mehr), im Mai hab ich frei, im Juni fang ich einen neuen Job an (weiß noch nicht wo, falls jemand ne nette Unfallchirurgie mit Hubschrauberoption kennt, so möge er sich melden), und dann muss ich wahrscheinlich erstmal durchatmen und sagen: Wow, 2014, jetzt schalt mal nen Gang runter…

so wird das, ganz bestimmt! Ich freu mich drauf.

Ich will zu meiner Mama!

Oft gedacht in den letzten Jahren. Bei meinem ersten NEF-Dienst (siehe ein paar Posts weiter unten) hätte ich mir so sehr gewünscht, sie säße mit im Auto. Dann wäre ich zu den Patienten gegangen und hätte gesagt: „Guten Tag, ich bin die Notärztin, und das ist meine Mama. Nicht wundern, das muss so.“ Und dann hätte sie mein Händchen gehalten und ich hätte keine Angst haben müssen.

Mamas. Sie bleiben immer Mamas. Genau wie die Kinder immer die Kinder bleiben. Ob man jetzt fünf ist, zwölf, siebzehn oder erwachsen fast dreißig. Mama fragt immer nach, ob wir bei dem Wetter eine Jacke mitgenommen haben. Ob wir was Ordentliches gegessen haben. Dass wir bloß nicht zu spät im Bett waren.

Meine Mama und ich, wir können uns immer noch außerordentlich leidenschaftlich über die Dinge in die Haare bekommen, die schon vor zwanzig Jahren Thema waren. „MAMA! Ich bin doch schon erwachsen!“ „Ja, Kind. Hast Du eine lange Unterhose drunter? Und was ist eigentlich jetzt mit deiner Promotion?“ (Ersetze „Promotion“ durch „Mathehausaufgaben“, und wir sind in 1992…)

Und bei Mama ist immer zu Hause. Wenn sie, falls ich mal bei meinen Eltern übernachtet habe, morgens früh (SEHR früh) mit aufsteht, damit ich Gesellschaft beim Kaffeetrinken habe, bevor ich zur Arbeit muss. Wenn wir gemeinsam Emergency Room schauen (und JEDES MAL herzzerreißend weinen müssen, wenn Dr. Greene stirbt). Wenn wir bei einem Tee dasitzen und den neuesten Gossip in ihrem und meinem Freundeskreis durchhecheln. Wenn sie einfach da ist, wenn ein böser Junge mir das Herz bricht. Wenn ich bei ihr herzhaft und ausdauernd über Vorgesetzte und Kollegen herziehen kann. Und sie bei mir. Wenn sie mir zum Geburtstag einen Kuchen backt. Wenn sie ein Päckchen mit Weihnachtskeksen schickt.

All das ist Mama. Mehr zu Hause geht nicht. Und das ist auch gut so.

Alles Gute zum Muttertag, liebe Mama!

Und alles Gute zum Muttertag all den Mamas da draußen! Lasst euch feiern, ihr habt es verdient!

Chirurgenbashing…

… man sollte vielleicht auch nicht die andere Seite verschweigen. Wir Chirurgen gelten im Allgemeinen im Kollegenkreis eher als Macher. Jetzt im Sinne von „Nicht-so-als-Denker“.

Kultstatus hat ja bekanntermaßen folgendes Video erreicht:

Was soll ich sagen. Ich kringele mich immer noch jedes Mal vor Lachen.

Bei der Gelegenheit: Schaut doch mal beim LifeReport rein. Der ist Sportstreber und möchte auch Chirurg werden, wenn er groß ist. Hoffentlich hat er sich das gut überlegt!

Stöckchen zum Jahresrückblick

Geklaut bei Sophie, gesehen bei Hermione… solange das neue Jahr noch so frisch ist, darf man doch auf das alte zurückblicken an einem verkaterten Sonntag-MorgenMittag.

Here we go:

 

1. Ganz grob auf einer Skala von 1 bis 10: Wie war Dein Jahr?
Eine 9! Viele tolle Sachen gemacht.

2. Zugenommen oder abgenommen?
Zugenommen. Die Naschibox auf der Intensivstation war allzu verführerisch. Aber alles im Rahmen, wird wieder.

3. Haare länger oder kürzer?
Bisschen länger.

4. Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Luchs- und Adlersichtig. Keine Brille, in keine Richtung. Bam.

5. Mehr Kohle oder weniger?
etwas weniger durch das veränderte Schichtsystem. Auch das wird dieses Jahr wieder besser. Gut, denn das beste Auto der Welt bräuchte zwei bis drei Schönheits-OP´s. Und Sommerreifen. Dieses Auto frisst mir die Haare vom Kopf!

6. Besseren Job oder schlechteren?
Tollsten Job der Welt, neue Facette.

7. Mehr ausgegeben oder weniger?
Viel. Aber ALLES nur in Notwendiges investiert. Ohne iPhone z.B. ist man kein richtiger Arzt! 😉

8. Dieses Jahr etwas gewonnen und wenn, was?
äääh… 8 Euro beim Rubbellos. Hab ich in Eis investiert, war im Sommer. War schön.

9. Mehr bewegt oder weniger?
Weniger.

10. Anzahl der Erkrankungen dieses Jahr?
Keine in der Arbeitszeit. Zwischen den Jahren ein grippaler Infekt (ich sah mich schon in eine xbeliebige Dorfklitischenkrankenhaus-Notaufnahme gehen: „Ja, das tut so weh, wenn ich huste. Und ich hatte Fieber… mindestens 37°! Und ich bin so zittrig und insgesamt irgendwie da stimmt was nicht mit mir. Sehen Sie, jetzt musste ich auchnoch niesen. Und das zieht so in meinem Hals… also richtig WEHTUN jetzt nicht, aber es könnte bald anfangen richtig wehzutun. *röchel* Herrlich!)

11. Davon war für Dich die Schlimmste?
o.g.

12. Der hirnrissigste Plan?
eine Urlaubsliebe in die Realität retten.

13. Die gefährlichste Unternehmung?
NEF-(mit)fahren mit Schneeketten bei 50 cm Schnee.

14. Die teuerste Anschaffung?
Mein iPhone. Ich liebe es. Ich liebe liebe liebe es.

15. Das leckerste Essen?
Bratkartoffeln mit Spiegelei. Ich bin sehr einfach glücklich zu machen in dieser Hinsicht.

16. Das beeindruckendste Buch?
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins… endlich mal gelesen. Voll toll!

17. Der ergreifendste Film?
Inception. Hat mich wochenlang beschäftigt.

18. Die beste CD?
Puh. Weiß nicht. Lady Gaga?

19. Das schönste Konzert?
Jan Plewka singt Rio Reiser. Das war toll.

20. Die meiste Zeit verbracht mit?
Meinen Kollegen in wechselnder Besetzung. Hilft ja nix.

21. Die schönste Zeit verbracht mit?
Der Herde.

22. Zum ersten Mal getan?
Ne Steuererklärung. Buäh.

23. Nach langer Zeit wieder getan?
10 Folgen Scrubs hintereinander geschaut.

24. Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
Die ein oder andere Erfahrung auf der ICU. Sterbende Menschen, die hätten leben sollen.

25. Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Meine Tante. Dass ich schon ein erwachsener Mensch bin. Hat nicht geklappt.

26. Das schönste Geschenk, das ich jemandem gemacht habe?
Ein personalisierter Kalender. Oldschool und mit Herzblut.

27. Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Der neue Computer! Hübsches Kerlchen, kleines Äpfelchen.

28. Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
Du bist so wunderschön!

29. Der schönste Satz, den ich zu jemandem gesagt habe?
In meinem Kopf, zu meiner neuen kleinen Nichte. Einmal gesehen und sofort gewusst ich würde alles für dieses Würmchen tun. Sofort. Brauchte ich aber nicht auszusprechen, hätte sie eh nicht verstanden, da zu klein 😉

Herzschmerz

Nein, Urlaubsliebebekanntschaft,

wenn Du nach wochenlangen schmachtenden Emails plötzlich tagelang nichts von Dir hören lässt und dann kommentarlos eine Mail mit einem Link zu einer Fotoseite schickst, dann ist das nicht das was ich erwartet habe. Gar nicht.

Autsch. Willkommen zurück im echten Leben. Wenn ich jetzt TakoTsubo krieg, bist Du schuld!

Naja. Back to reality. Aber schön wars mit Dir in meinem Kopf. Danke dafür.

 

 

Zum Glück bietet meine Leib-und-Magen-Serie Scrubs die Lösung:

Pflegepraktikum

Neulich erblickte ich im Flur eine aufgeregte Pflegepraktikantin…Ich hatte kurz einige Flashbacks… mein Pflegepraktikum ist zwar gefühlte sieben Millionen Jahre her, aber einige Situationen sind mir doch sehr präsent geblieben.

Ich war klein und hatte keine Ahnung vom wahren Leben, wie auch, war es doch mein erstes Zusammentreffen mit dem Mikrokosmos Krankenhaus. Ich hatte allerdings schon in einem Altenheim ein Praktikum gemacht, so dass ich immerhin wusste, wie man den Schwesternruf ausschaltet, wenn man ein Zimmer betritt, und ich hatte schon diverse bettlägrige Patienten gewaschen.

Ich war aber vor allen Dingen neugierig und aufgeregt und wollte soviel Medizin mitnehmen wie nur irgend möglich. Das wurde mir zum Verhängnis.

Die frustrierten Schwestern in der kleinen Klitsche im Nirgendwo dem Regelversorger einer Kleinstadt hatten schnell raus, dass ich eigentlich mal Arzt werden will und das Pflegepraktikum nur ein notwendiger Zwischenschritt war, und relativ schnell wurde es eine reine Quälerei.

Morgens durfte ich rumgehen und Vitalwerte messen, das hab ich natürlich gerne gemacht. Danach war ich dafür verantwortlich, den Frühstückstisch zu decken und Kaffee zu kochen. Und Brötchen aus der Kantine zu holen. Und die Frühstückseier zu kochen (Einlauf inclusive, wenn das Eigelb auch hart wurde). Selbstredend war beim einstündigen Frühstück ich die einzige, die auf die Klingel reagierte, die Schwestern waren doch sehr mit Rauchen und Tratschen beschäftigt.

Nachdem ich dann den Frühstückstisch abgedeckt und die Spülmaschine angeworfen hatte, hoffte ich immer darauf, einen Blick auf die Ärzte und deren Arbeit zu erhaschen. Am zweiten Tag durfte ich mit zur Visite. Mann war das AUFREGEND!

Am nächsten Tag wollte ich natürlich gerne wieder, aber nein, das ging nicht, ich sollte zunächst mal alle Nachttischchen feucht abwischen. Und danach waren 1000 Krankentransportscheine zu stempeln. Und dann sollte ich bitteaberdalli irgendwelche Papiere ins Sekretariat bringen… and so on. Ich durfte nie wieder mit zur Visite. (Hätte ich gewusst, wie sehr einem Visite später mal zum Hals raushängt, hätte ichs wahrscheinlich nicht so schlimm gefunden)

Wenn ich Trinkgeld von den Patienten zugesteckt bekam, steckte ich es immer treudoof in die Stationskasse, bis selbige unter den Schwestern aufgeteilt wurde. Selbstredend sah ich keinen Cent davon.

Der Dienstplan sah für mich an den Wochenenden ausschließlich SpätFrüh vor.

Als ich fragte, ob ich denn auch mal eine Heparinspritze geben dürfe (die Schwesternschülerinnen machten das dauernd) war die eindeutige Antwort „Hat Dir eigentlich wer ins Hirn geschissen?“. Naja. Fragen darf man ja mal.

Einmal holte ich mit einer Schwester einen Patienten aus dem Aufwachraum, und sie drehte sich plötzlich zu mir um und schrie unvermittelt: „Schlurf nicht so! Kannst Du nichtmal ordentlich laufen?!“

Ich habe wirklich sehr gelitten. Und es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich meine Hasskappe auf alle Schwestern dieser Welt wieder absetzen konnte. Gott sei Dank hab ich später im gleichen Haus auf der Nachbarstation Aushilfen gemacht und eine ganz andere Welt, geprägt von gegenseitigem Respekt und Freude bei der Arbeit kennengelernt.

Und mir sind nie wieder so maligne Schwestern untergekommen wie bei meinem Pflegepraktikum. Mittlerweile würde ich da wahrscheinlich auch sehr anders reagieren, aber, wie gesagt, ich war jung, unschuldig und wusste nichts von der Realität. Fast hätten sie mich kaputt gemacht.