Gedanken zu Doc 2.0

Bei Mae fand ich einen Post, in dem sie Menschen in ihrem Umfeld befragt, was ihrer Meinung nach einen guten Arzt ausmacht.

An dieser Stelle möchte ich zwei bis drei Kommentare zu den genannten Punkten loswerden. Kursiv ist aus Maes Artikel zitiert.

Ein guter Arzt muss…

  • seinem Patienten zuhören können…ja. Bestimmt. Aber er muss auch die Kurve kriegen, in kurzer Zeit das Wesentliche zu erfragen. So gern er würde, der gute Arzt, er kann halt nicht eine Stunde lang Hand in Hand mit dem Patienten verbringen und die Zipperlein von Tante Berta durchhecheln, die ja eigentlich nur Rücken hatte und dann aber… und außerdem seit der Hund tot ist geht man ja nicht mehr an die Luft und ist auch sonst so allein…wirklich. Wir würden gerne, aber draußen sitzen im Zweifelsfall 15 andere Patienten. Der gute Arzt muss also nicht nur zuhören können, er muss auch ein Gespräch so lenken können, dass der Patient sich

a) verstanden fühlt und

b) in möglichst kurzer Zeit die relevante Anamnese preisgibt.

  • auf die gesunheitlichen und psychischen Probleme seiner Patienten eingehen…hmpf. Ja. Aufgrund der gesundheitlichen Probleme ist der Patient ja im Zweifelsfall beim Arzt. Auf die psychischen Probleme eingehen. Ja hm. Was will uns der Verfasser damit sagen? Ganz ehrlich? Ich weiß es nicht. Vielleicht betrifft dieser Punkt auch eher Hausärzte, die regelmäßig und über lange Zeit mit den Patienten zu tun haben und nicht uns Klinikmäuschen? Oder führt uns ganz schnell zu Punkt 1 zurück…
  • fachliche Kompetenz ausstrahlen…Das ist natürlich jederzeit selbstverständlich… wird gemacht!
  • Menschenkenntnis haben…hm. Wieder so pointiert formuliert. Menschenkenntnis haben. Ja gut. Dieser Punkt führt wahrscheinlich ganz schnell wieder dahin, dass man auf die psychischen Probleme der Patienten eingehen soll… äh.
  • bereit sein, den Menschen zu helfen (Hilfsbereitschaft)…Klar mann! Aber dafür müssen sich die Menschen auch helfen lassen wollen.
  • seine Patienten im Mittelpunkt seines Interesses haben…Im Mittelpunkt seines fachlichen Interesses… ja. Natürlich. Trotzdem gehört es glaube ich zu einem Dasein als guter Arzt, dass der GA als solcher auch persönlich zurecht kommt und nicht nur für seine Arbeit lebt… näheres siehe unten.
  • sich weiterbilden wollen…uneingeschränktes ja.
  • seine Patienten als Mensch, als Individuum sehen, und nicht als „Fall“, „Akte“ oder „Blinddarm von Zimmer #7″…Ja, aber! „Bettplatz 7“ ist eindeutig. „Herr Müller“ im Zweifelsfall nicht. Ich sehe ja den Herrn Müller trotzdem als Individuum an und behandele ihn menschlich und spreche ihn nicht mit „Bettplatz 7“ an. Aber wenn der Herr Müller die Augen verdreht und am Monitor statt einer Herzfrequenz eine verdächtige grüne Linie erscheint, dann schreit der erste der das sieht „Bettplatz 7!“ und innerhalb von 5 Sekunden sind alle Beteiligten da wo es brennt und können helfen.

Wir sind Ärzte, keine Gedächtniskünstler.

  • Menschlichkeit haben…ich glaube das sollte halt jeder Mensch.
  • seinen Beruf als Berufung begreifen…Jein. Seinen Beruf gerne ausüben, klar. Jedoch darin so aufgehen, dass all die Selbstbestätigung und das Selbstwertgefühl sich nur aus dem Job speist… auf KEINEN FALL! Wollt ihr einen Arzt oder einen Burnout-gefährdeten Psycho ohne regelmäßigen Schlaf? Ich glaube gerade als Arzt muss man sich immer wieder klar machen, dass es letztlich ein Job ist. Man darf nach Hause gehen, und man muss nicht nochmal in der Klinik anrufen, um nach Herrn Müller/Meier/Schulze zu fragen. Man muss nicht 24/7 für seine Patienten erreichbar sein. Man hat das Recht auf ein funktionierendes Privatleben. Man hat ein Recht auf Freizeit.

Ich habe oft das Gefühl, dass das Bild von Ärzten in der Öffentlichkeit doch sehr verzerrt ist. Wir haben auch gute und schlechte Tage, ab und zu schlechte Laune. Patienten sind uns sympathisch oder auch nicht. Manchmal sind wir verkatert, weil wir in der Kneipe versackt sind. Das ist die reine Wahrheit.

Wichteln die zweite: AWESOME!

Also: ich habe eine Lösung bzw. ein Wichtelgeschenk gefunden.

Der Junge bekam letztlich das Buch zu diesem Blog hier: 1000 Awesome Things.

Ich liebe es, in diesem Blog zu stöbern, es macht tatsächlich aufmerksam auf die kleinen Glücksmomente im Leben. Das kann man brauchen als Chirurg, ich spreche da aus Erfahrung. Man könnte natürlich noch ein weiteres Kapitel mit tollen Momenten im Krankenhaus hinzufügen. Zum Beispiel:

  • Der septische Patient aus der Rettungsstelle hat schon eine Antibiose laufen und DAVOR wurden Blutkulturen abgenommen! AWESOME…
  • Man trifft beim Subclavia-ZVK mit dem ersten Stich die Vene! Dieser Moment des Widerstandsverlustes, wenn dunkles Blut in die 10er Spritze perlt… AWESOME!
  • Wenn im allerhektischsten Superstress das Telefon klingelt, man genervt ran geht und denkt „ich hab auf keinen Fall ein Bett…“ und der Kollege am anderen Ende der Leitung sagt: „Ach, Entschuldigung, ich hab mich verwählt!“ AWESOME!
  • Man reanimiert, der Patient flimmert, man schockt und auf dem Monitor erscheint ein zarter Sinus-Rhythmus… piep…piep…piep…piep… AWESOME!
  • Man hängt in einem ruhigen Spätdienst rum und der Kollege sagt: „Sag mal, willst Du nicht einfach schonmal nach Hause gehen?“ … AWESOME!
  • Man findet direkt vor dem Haupteingang der Klinik einen Parkplatz, obwohl man total knapp in der Zeit ist… AWESOME!
  • Man findet auf seiner Gehaltsabrechnung unaufgefordert ausgezahlte Überstunden. AWESOME!

Ach, da würden mir noch 1000 Sachen mehr einfallen… naja, wie dem auch sei. Tolles Blog, Tolles Buch, Tolles Geschenk! Hurra!

Hilfe! Wichteln!

Sooo… da suche ich grad im weltweiten Netz nach einer zündenden Idee für ein Wichtelgeschenk für meinen Kollegen (männlich, Anfang 30, wohnt mit Freundin, Chirurg) und finde das hier

wohlgemerkt bei meiner expliziten Suche nach „Geschenke für Männer“ … ja. Die Motto-Grillschürzen, Hodenwärmer und Kamasutra-Sets habe ich billigend in Kauf genommen.

Ich suche doch nur was total Kreatives, Witziges und Unkonventionelles… für höchstens 10 Euro.

Idee, irgendjemand?

 

 

Klischees erfüllen…

… mit ASS 100:

1. Den ganzen Dienst über ausschließlich Kaffee getrunken.

2. Vier Überstunden gemacht.

3. Keine davon aufgeschrieben.

4. Eine lange geplante Verabredung sang-und klanglos vergessen.

5. Auf dem Heimweg bei der Pizzeria vorbeigefahren.

6. Als einzige Mahlzeit des Tages Vier-Käse-Pizza konsumiert.

7. Vor dem Fernseher.

8. Mit Bier.

P.S.: Tausend Dank an Doc Blog für den Award! Werde mir in naher Zukunft Gedanken machen wie und wohin ich ihn weiterverleihe… aber nicht heute. Muss weiter Unterschichten-Fernsehen gucken!