Freitags-Füller

… habe ich schon auf diversen Blogs immer mal wieder gesehen. Die Idee: man holt sich hier einen Lückentext (da gibt es jeden Freitag einen neuen, voll schön!) und schreibt seine Antworten fett dazu. Tadaa, fertig ist der Blogeintrag 😉

also dann wollen wir mal:

1.  Der blaue Himmel hebt meine Laune ungemein! Ich sag nur: Cabriowetter

2. Dabei ist mir der Fahrtwind dann reichlich egal.

3. Meine Haare kommen Grace-Kelly-mäßig unter ein Tuch, und dann kann es losgehen. 

4.  Der Sommer kommt, unglaublich.

5. Schön, dass die Tage länger werden und ich morgens auf dem Weg zur Arbeit den allertollsten Blick auf die Morgensonne habe.

6. Schreib ich dieses Jahr endlich meine Doktorarbeit fertig oder soll ich das verschieben?

7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf Füße hochlegen, Blogs lesen und früh schlafen gehen , morgen habe ich einen 24-Stunden Dienst geplant vor mir und Sonntag möchte ich mich erholen, Sushi selber machen und sporteln!

Hoffentlich denk ich nächste Woche an den neuen Freitagsfüller!

 

Ein Notfall im Dienst…

Abends um halb elf klingelt mein Diensttelefon. War ja klar. Egal um welche Uhrzeit ich versuche, ins Bett zu gehen, zuverlässig bimmelt es immer genau dann, wenn ich gerade die Decke bis zu den Ohren hochgezogen habe. Halb elf war aber vielleicht auch was optimistisch.

Auf jeden Fall ist eine der Nachtschwestern dran. „Du, die Frau K… hat blutig erbrochen. Mehrere Schalen voll…“ Uh. nicht gut. Frau K. wurde letzte Woche operiert, wir haben ein Stück Dickdarm rausgeschnitten, weil sie eine Divertikulose hatte und mehrmals schon Entzündungen. Nach der OP hat Frau K. sich ein bisschen schwergetan, der Darm war noch ein bisschen träge, so dass sie jetzt, acht Tage post-op, erstens immer noch bei uns liegt und zweitens immer noch bestenfalls einen Joghurt am Tag isst. Naja. Soweit kein Grund zur Sorge, manchmal dauert es halt länger, bis sich ein Bauch von so einer Rumwühlerei in ihm erholt.

Aber mehrere Schalen frisches Blut zu erbrechen, das ist ein Grund zur Sorge. Ich wälze mich also aus dem Bett, ziehe mich wieder an und laufe auf die Station. Da sitzt Frau K auf ihrem Bett, ganz zusammengekauert und blass um die Nase, man möchte sie am liebsten in den Arm nehmen. „Frauuu Doookter, habe ich vieel gebreecht!“ sagt sie und zeigt auf einen Eimer (wohlgemerkt Eimer, nicht etwa die üblichen Nierenschälchen) in dem sich undefinierbare, dunkelrote Matsche befindet.

Ich schreite also zum Unvermeidbaren, nehme Blut ab incl. Kreuzblut (falls sie Blutkonserven brauchen sollte), hänge erstmal zum Flüssigkeitsersatz eine Infusion an und rufe den diensthabenden Gastroenterologen an. Zu Hause. Den Hintergrund-Diensthabenden. Also einen Oberarzt einer fremden Fachabteilung. Der muss da nämlich jetzt reingucken in den Magen von Frau K. Da gibt es nichts zu diskutieren. Das sieht der Kollege auch nach ein wenig Gefluche, Geschimpfe und Gejammere ein. Ich weiß, es ist mittlerweile 23 Uhr, ich finds auch nicht gut, aber was soll es. Blutiges Erbrechen in dem Ausmaß ist eine Indikation für eine Notfall-ÖGD, das wissen wir beide. Es hilft nix. Der Kollege verspricht, sich sofort auf den Weg zu machen. Puh. Mein Kopf ist noch dran.

Ich schaue nach Frau K. Sie sitzt weiter blass in ihrem Bett, hat aber nicht mehr erbrochen. Ein bisschen übel ist ihr noch. Das Blut, das ich abgenommen habe, ist schon zum Teil untersucht. Der Hb (quasi die „Blutmenge“) ist stabil geblieben. Aber das heißt nichts, in einer akuten Blutungssituation hat der Körper am Anfang gar keine Zeit, das noch übriggebliebene Blut zu verdünnen. Da kann man ganz schön reinfallen. Da ist der Hb in einem Moment noch zweistellig und im nächsten Moment ist der Patient fast verblutet. Naja, wie dem auch sei, ich organisiere ein Intensivbett und fahre Frau K. dann zur Magenspiegelung. Wir müssen noch kurz vor der Tür warten. Da schaut sie mich aus Ihren dunklen Rehaugen an und sagt mit piepsender Stimme: „Frauu Dokteer. Habe iiiiech Suuuppe gegessen. Mit roooote Beeeete.“

*argh*

„Viel Suppe?“ Frau K. zeigt mit ihren Händen. Viel Suppe, offensichtlich. DIE hat sie also wieder ausgebrochen. Uhoh. Ich lasse im Geiste an mir vorbeiziehen, wer mich alles beschimpfen oder auslachen wird: der Kollege auf Intensiv… die Nachtschwester… der Gastroenterologe, der extra um diese Uhrzeit…

In dem Moment öffnen sich die Türen, Frau K.´s Bett mit meiner mittlerweile nicht mehr so blassen Patientin wird hineingezogen. Ich schweige.

Wer 2 Liter Rote-Beete-Suppe um 10 Uhr Abends isst, hat eine Magenspiegelung verdient. Natürlich bleibt diese o.p.B.; also ohne pathologischen Befund. Das Intensivbett brauchen wir aber dann doch nicht.

Sonntagsdienst

Merke:

Wenn ASS Sonntags alleine Tagdienst hat und bloggen kann, ist es ein ruhiger Tag. Zumindest für mich. Meine Patienten laufen weitgehend auf Autopilot, oder sind Ende der Woche operiert worden und bleiben nur aus Sicherheitsgründen übers Wochenende auf der Intensivstation… wobei Sicherheitsgründe ggf. auch heißen kann, dass die Hemmschwelle höher ist, uns nach einem Bett zu fragen, wenn im Computer unsere ganze Station belegt ist… chhrrrr. „Naja, wir behalten Sie besser noch eine Nacht hier, Frau *Hemikolektomie links am Freitag*“.

Im OP scheint es weniger ruhig zu sein, die rödeln den ganzen Vormittag schon vor sich hin. Ich hab nur ein paar Schlagworte aufgeschnappt heute morgen, aber die Kombination aus COPD, alt, dick, Raucher und „akutes Abdomen nicht näher bezeichnet aber seit 5 Stunden im OP“ hört sich so an als sollte ich vielleicht demnächst mal einen unserer Joker verlegen. Wenigstens ist noch keiner von der Anästhesie-Pflege hier vorbeigekommen um sich Arterenol zu schnorren, wenn das passiert, können wir uns meistens drauf einstellen dass sich ordentlich was zusammenbraut.

Ich glaube ich werde *privatversicherten Lehrer mit Furz quer und Blutdruck* in sein Einzelzimmer auf die Parkett-und-Teppichboden-Wohlfühlstation zurückschicken. Der nervt eh nur: „ich hatte eine fürchterliche Nacht…“ „diese Schmerzen…“ „wissen Sie, ich KANN auf dieser billigen Matratze einfach nicht liegen…“ „zu Hause habe ich ja ein Wasserbett…“

Auf gehts: Ich habe eine Aufgabe!

 

Ach, ja, fürs Protokoll:

Dinge, die heute NICHT passieren sollten, damit ich meine Sonntagslaune bewahre:

1. Polytrauma

2. Reafunk

3. Reanimation bei uns auf der Station

4. wenn der *armer Gomer der nicht sterben darf weil die Verwandten Maximaltherapie wünschen* intubationspflichtig wird RASTE ICH AUS.

Zeitfresser

Uh. Heute Spätdienst, gleich morgen Frühdienst… und dann sowas.

Nachdem mein Blutdruck heute Nachmittag mehrfach rasant angestiegen ist aufgrund von diversen Begebenheiten, die ich euch erzähle wenn ein bisschen Gras über die Sache gewachsen ist, hab ich gedacht: in dem Moment, in dem ich in das beste Auto der Welt steige, wird alles gut.

Denkste. Erstmal haben die bösen bösen Buben auf MEINEM HEIMWEG !! eine Blitze in die Baustelle gebaut, in die ich natürlich volle Granate reingefahren bin. Klar. Wer außer mir ist schon nachts um 12 auf dieser Autobahn unterwegs? Niemand. Also: hält man sich bei völlig leerer Straße an die sinnloserweise und aus unklaren Gründen (zwar Baustelle, aber gleichbreite Spuren, und wie gesagt, NACHTS!) gebotenen 60 km/h? Nein.

Los jetzt, Finger hoch! Wer würde noch ein bisschen schneller fahren, um nach einem doofen Dienst und mehreren Überstunden schnell ins Nest zu kommen?

Ende vom Lied, ich bin mit ca. 110 km/h in diese Falle reingeschengelt. Vielleicht (hoffentlich) warens auch nur 100… argh. Wenn ich demnächst Zugfahren muss, muss ich mich glaub ich vorher schon betablockieren, sonst fliegen mir meine Carotiden um die Ohren. Nahverkehrsverbindugen der DB und ich, wir sind keine Freunde. Doppelargh.

Ach, und dann, 500 m Luftlinie von zu Hause, gibts pötzlich ne Schrankenstörung (hah, tolles Teekesselchen übrigens, aber ich meine gerade kein Gehirn, sondern eine Bahnschranke). Die geht nicht mehr auf. Kaka. Steh ich also 10 Minuten vor ner roten Ampel, dann fahr ich 3 (gefühlte 700) Kilometer Umweg.

Gnah. Alles blöd heute. Ich geh besser schnell schlafen, dann kann nichts mehr passieren!