Facharzt

Das war vielleicht was, die letzten Wochen. Ich war echt nicht gut auf die Welt zu sprechen. Musste für diese Prüfung lernen. Dazu noch Männergrippe. Ich war not amused. Und evtl. auch nicht ganz kompensiert. Ja, möglicherweise habe ich angefangen zu weinen, weil ich Penne bekommen hab und keine Tortelloni. Kann ja mal passieren. Ok. Ich war unerträglich. Ich  geb es zu. Ich entschuldige mich förmlich bei allen, die mich in den letzten Wochen haben ertragen müssen.

Aber jetzt ist es wirklich erledigt. Gestern nachmittag hatte ich meine Facharztprüfung. Und jetzt bin ich Fachärztin. Puh. Ich kanns wirklich kaum glauben. Wie immer ist die Zeit am Ende echt gerannt und es fühlt sich gar nicht so an, als wären meine ersten Gehversuche in der Klinik wirklich schon 7 Jahre her. Und es fühlt sich schon gar nicht so an, als wäre ich jetzt fertig mit Chirurg werden. Im Gegenteil, ich denke es geht gerade erst los. Wie so ein Führerschein. Jetzt muss ich auf die Straße. Aber ich freu mich drauf.

Meine Weltreisepläne muss ich übrigens noch ein bisschen verschieben… ich arbeite immer noch daran, den Wechsel vom wildesten Maximalversorger Deutschlands zum kleinen Kankenhaus am Rande der Stadt zu verkraften… eigentlich wollte ich hier gar nicht so lange bleiben. Aber manchmal gehen eben Türen auf, wo man gar keine vermutet hatte. Und der Weg hinter dieser meiner Tür sieht so glitzernd und aufregend und schön und spannend und interessant aus, da musste ich durchlaufen!

Eine Menge neue Herausforderungen kommen in der nächsten Zeit auf mich zu. Vielleicht schaffe ich es ja die hier mal ab und zu mit Euch zu teilen. Ich vermiss sie ja, die Bloggerei.

Aber erstmal hab ich frei. Nicht weltreise-frei, aber doch substantiell lange frei zum Erholen und Reisen und Chillen. Jaja, und Doktorarbeit. Das wird auch schön.

re:publica

Jetzt bin ich also in die Hauptstadt gepilgert und weiss noch nicht wie ich wieder nach Hause komme, aber man wird sehen.

Ich bin auf der re:publica und hänge hier so rum. Tja, werdet ihr nun vielleicht denken. Is ja schön, aber was sucht ne Chirurgin auf der republica und warum erzählt sie euch das? Der zweite Teil ist wahrscheinlich schneller beantwortet als der erste: hier schwirrt es nur so vor lauter kreativer Energie und Internet und alles, und ich muss hier noch kurz an der Ladestation abhängen, weil ich sonst gleich nicht mehr twittern kann, und mal ehrlich, digitale Gesellschaft und Konferenz und so ohne Smartphone, da kann ich gleich nach Hause gehen. Also nutze ich diese Zeit, um auch mal wieder was in dieses Internet zu schreiben, um das es hier geht.

Erster Teil der Frage: Was will ich eigentlich hier? Ehrlich gesagt weiss ich das gar nicht so genau. Die letzten Jahre hab ich immer schon neidisch auf die #rp-Hashtags bei Twitter geschielt und mir gedacht dass ich da auch gerne wäre. Beim „Klassentreffen der Social Media“, wie es so schön heißt. Bei der „Konferenz über das Internet und die Gesellschaft“. Beim „Jahrestreffen der Netzgemeinde“. Wie auch immer man es nennen mag. Ich bin auf jeden Fall hier, weil ich neugierig bin. Weil ich über den Tellerrand schauen möchte. Mal was anderes. Und Berlin ist ja auch immer gut.

Heute morgen gab es eine erstaunlich politische Opening Session, die Themenvielfalt ist so groß dass ich erstmal aus Überforderungsgründen hier rumsitze und garnirgendwo hingehe, bis ich mich wieder etwas gesammelt habe (und der Handyakku wieder voll ist). Um Klischees zu wahren trinkt man hier Club Mate, die Hipsterbrillen- und Bartdichte ist erwartungsgemäß hoch. Aber die Dichte an interessanten Menschen mit Meinung ist noch viel höher. Und niemand redet über Medizin. Tut auch mal ganz gut.

Also. Heute nachmittag spricht der Gründer von Netflix. Über die Zukunft des digitalen Entertainments. Und das sind wir doch irgendwie alle, oder?

 

P.S.: Falls mir jemand hier nen Kaffee mit Sojamilch vorbeibringen möchte, er ist herzlich eingeladen 🙂

Alte Geschichten

Ich schreibe, schon immer, und immer noch, wenn auch nicht in diesem Blog, derzeit. Damit ihr treuen Seelen mal wieder was zu lesen bekommt, hier ein Text von vor vielen Jahren. Bisschen patheteisch, eventuell, aber ich hab ihn gerade wiedergefunden und hab gedacht ich teile den mit euch.

Keine Sorge, es spricht ein lyrisches Ich. Mir geht es gut, ich bin gesund und glücklich und freue mich des Lebens. Also, hier:

Königskind

Hm. Ganz schön lange Anzeige, dachte er. Dann begann er zu lesen.

„Mein Liebster.

Während Du nicht angerufen hast, habe ich mein Studium abgeschlossen, promoviert, habilitiert und es bis zur leitenden Oberärztin gebracht. Nicht an einer Universitätsklinik, aber immerhin an einem Krankenhaus der Maximalversorgung. Hast Du die Widmung meiner Doktorarbeit gelesen? Die war für Dich.

Ich habe mehrere Tausend Operationen durchgeführt. Zwei Patienten sind an meinen Fehlern sicher gestorben, wahrscheinlich einige mehr. Vielen habe ich wohl geholfen, ich komme nicht umhin, innerlich eine Augenbraue ironisch hochzuziehen bei dem Gedanken, dass ich elendig an dem Krebs krepiere, den ich seit fast zwei Jahrzehnten fremden Leuten herausschneide. Aber die Lebermetastasen machen mich ganz gelb, ich denke mir bleiben Wochen.

Während Du nicht angerufen hast, habe ich zwei Kinder geboren und aufgezogen und mich von deren Vater getrennt. Naja. Die Kinder sind aus dem Gröbsten raus, und ich glaube der Vater hat sich von mir getrennt, aber das war nicht weiter schlimm. Er liebt seine Kinder und sie sind bei ihm gut aufgehoben.

Wir haben einen Hund ausgesucht, sein Leben geteilt und ihn zu Grabe getragen – er hatte Deinen Namen. Ich habe mir immer vorgestellt , wie Du eines Tages vorbeikommst, der Labrador Dich im Garten anspringt und wir über den Namen gemeinsam lachen. Aber Du hast ja nicht angerufen.

Ich habe unzählige Bücher gelesen, im Geiste habe ich sie Dir alle vorgelesen, mein Liebster, weißt Du noch, wie wir damals nächtelang am Telefon verbracht haben, filterlose Zigaretten geraucht haben und uns gegenseitig vorgelesen haben, bis uns der Wecker unterbrach? Wir haben gemeinsam gelacht und geweint beim Lesen, und ich habe weiter gelacht und geweint, später, während Du nicht angerufen hast, als ich Dir vorgelesen habe.

Ich war im Theater, in der Oper, einmal sogar in einem Musical (das ist mir jetzt ein bisschen peinlich. Ja, es geschah im Rahmen eines missglückten Dates). Vor allem war ich in Konzerten. Viele Konzerte. Und ich habe mit den Kindern Musik gemacht, zu Weihnachten und auch sonst ab und zu. Wir hätten gerne Streichquartett gespielt, aber uns fehlte das Cello, weißt du?

Deutschland ist wieder eins, das Internet eint die Welt. Als es noch ein uns gab, unvorstellbar.

Ich habe, während Du nicht angerufen hast, Südamerika bereist. Ein halbes Jahr lang bin ich herumgezogen. Ich habe Tagebuch geschrieben, für Dich, zum Lesen, damit Du meine Erlebnisse würdest nachvollziehen können. Aber dann hast Du nicht angerufen, und ich habe das Tagebuch ins Meer geworfen. In die Nordsee, genauer gesagt. Auf Norderney, an der Weißen Düne. Weißt Du noch? Genau da habe ich mein Tagebuch ins Wasser geworfen.

Ich habe Cluburlaube gemacht, Rucksacktouren, Trekkingurlaube, Skitouren, Reiterferien (mit den Kindern, Du wirst verstehen). Immer warst Du nicht dabei.

Ich habe mein Bett mit diversen Männern geteilt, und mit einer Frau. Mit Dir nicht mehr, seit Du nicht angerufen hast.

Ich habe nie aufgehört, Dich zu vermissen. Der Platz an meiner Seite war niemals nicht mehr leer, seitdem.

Ich glaube, es war ein anständiges Leben. Unspektakulär, global gesehen, aber ich habe das Beste herausgeholt, was ich konnte. Ich wollte ein Leben zum Herzeigen haben, wenn wir uns wiedersehen. Ich denke Du verstehst. Ich wollte die bestmögliche Version von mir selbst sein, damit Du beeindruckt bist und stolz, wenn wir uns wiedersehen.

Das hat sich hiermit erledigt. Kein goldener Herbst des Lebens, in dem wir in der Toskana sitzen und ab Mittags Rotwein schlürfen und uns so oft voneinander erzählen, bis doch unsere Erinnerungen verschmelzen.

Unsere Zukunft wird mir fehlen. Viel mehr aber fehlt mir unsere Vergangenheit und unsere Gegenwart.

Könnte ich doch nur mich an Deine Schulter lehnen, mein Liebster. Würdest Du doch nur die Haare aus meinem Gesicht halten, wenn die verdammte Chemotherapie macht, dass ich kotzen muss wie eine verkaterte Vierzehnjährige nach dem ersten Vollrausch. Es würde alles einen Sinn machen.

Ich weiß nicht ob Du das je lesen wirst. Ich werde aber alles daran setzen.

Du sollst wissen, dass ich nie aufgehört habe, Dich zu lieben.

Lebe wohl, mein Seelenzwilling. Leb wohl.“

Markus klappte fassungslos die Zeitung zu.

Bis er sie ausfindig gemacht hatte, war sie tot und beerdigt. Manchmal geht es plötzlich schneller als man denkt, mit dem Krebs.

Er legte den Strauß rote Rosen auf ihr unspektakuläres Urnengrab.

Dann fuhr er 200 Kilometer nach Hause zurück und erhängte sich auf dem Dachboden.

Vielleicht würden sie ja im Tode vereint sein, er und sein Seelenzwilling.

Nur mal so, aus Interesse…

… und weil es jederzeit gegen euch verwendet werden könnte…

Neiiiin. Ich hab da ein paar Fragen. Wär schön, wenn Ihr Lust und Zeit habt zwei Sätze dazu zu sagen und/oder ein Kreuzchen zu machen.

Denkt Ihr, Blogs von und für Mediziner bewirken im deutschsprachigen Raum irgendwas?

Kennt Ihr diese Ami-Blogs von Ärzten, die total kompetent und supi und berühmt sind? Warum gibts das bei uns nicht? Wieso müssen wir immer heimlich und mit Pseudonym bloggen?

Jahresrückblick 2013 und Ausblick 2014

Jetzt ist das neue Jahr ja schon über eine Woche alt, höchste Zeit, das alte standesgemäß zu verabschieden.

Also:

„Tschö, wa!“

Zusammengefasst lässt sich sagen: War so mittel. Oder, wie ein liebreizender Freund ausdrückte: „2013 war so, dass wir drauf hoffen können, dass 2014 besser wird“.

Blogmäßig war es ja wirklich eine Schande, das vergangene Jahr. Aber irgendwie passt die nicht vorhandene Bloggerei auch so ein bisschen zu meinem 2013-Gefühl. Nicht so richtig viele Highlights. Immer der gleiche Trott. Same shit, different day. Man rödelt so in seinem Alltag vor sich hin und dann ist es plötzlich vorbei.

Also, wenn man jetzt mit liebevollen Augen guckt, dann gab es doch ein paar tolle Momente. Ich war zum Beispiel in Japan und bin dort ein paar Tage herumgereist. Voll schön, aber auch arbeits-related und deshalb irgendwie auch nicht richtig schön. Ich war in München, zum Chirurgenkongress, auch das war schön und aufregend. Ich habe gute Zeit mit tollen Leuten verbracht, ein paar Twitter-Lieblinge persönlich kennengelernt, ich hab den See hier um die Ecke entdeckt und auch sonst gab es gute Momente. Aber ich muss sie halt suchen, die Highlights. Die meiste Zeit hab ich mich so vom Alltag mitschleifen lassen.

Hab das Gefühl, dass ich nicht so richtig aktiv mein Leben gestaltet hab. Aber wenigstens das wird sich ändern. Leute, 2014 wird spannend: Im Februar geh ich Skifahren, im März zum Chirurgenkongress – diesmal nach Berlin, und über meinen Geburtstag, yay -, im April geb ich meine Doktorarbeit ab (jetzt stehts hier schwarz auf weiß, jetzt hab ich wirklich keine Ausrede mehr), im Mai hab ich frei, im Juni fang ich einen neuen Job an (weiß noch nicht wo, falls jemand ne nette Unfallchirurgie mit Hubschrauberoption kennt, so möge er sich melden), und dann muss ich wahrscheinlich erstmal durchatmen und sagen: Wow, 2014, jetzt schalt mal nen Gang runter…

so wird das, ganz bestimmt! Ich freu mich drauf.

Kurzes Update

Hab Urlaub. Also als allererstes meine Fingernägel lackiert. Dann ordentlich Sektchen eingebaut. Am nächsten Morgen (also vorhin) an irgendetwas erinnert. Was total schön war. Mein Herz gewärmt hat. Was ich total mochte. Was fast oder doch tatsächlich eine Konstante in den letzten viereinhalb Jahren gewesen ist:

Ich hab ja mal gebloggt, früher! Stimmt ja! Arrrr… immernoch über 200 Klicks am Tag, obwohl ich seit 8 Monaten nichts geschrieben hab. Direkt wieder diese Herzwärme.

Und bevor ich jetzt meinen Rucksack nehme und hoffentlich zeitnah nicht nur Herz- sondern auch Umgebungswärme spüre, sei gesagt:

Alles wie immer. Mal gräme ich mich, mal freue ich mich bei der Arbeit im wildesten Maximalversorger Deutschlands.

Ich bastele heimlich an einem eigenen neuen Blog für den bekloppten Plan und habe so absurdes Fernweh, dass ich es kaum noch aushalte.

Ich habe immernoch nicht promoviert, wiege immer noch gefühlte 5 kg zu viel und habe meine Steuererklärung für dieses Jahr immer noch nicht abgegeben. Ihr habt also nix verpasst.

Aber vielleicht blogge ich jetzt wieder öfter. Das hab ich nämlich *wirklich* vermisst.

Weihnachtsferien

Weihnachten. Da fahren sie alle nach Hause. Sogar der ultracoole, abgeklärte, nie nervöse Notarzt-Oberarzt kriegt Rehaugen und fährt zu Mutti aufs Land. Ernsthaft, ich glaube alle, die keine eigene Kernfamilie gegründet haben, fahren in ihr altes Dorf zurück, schlafen auf ihren 90 cm-Matratzen im alten Jugendzimmer und geben sich die Überdosis Familienidylle.

So hat die komplette Familie Chirurgenwelpe es auch gemacht. Ich hatte frei über die Feiertage. Dachte ich. Da wusste ich noch nicht, dass ich Verwandten- und Freundesprechstunde haben würde. Ich hatte quasi 72 Stunden Bereitschaftsdienst.

Es fing ganz harmlos an. Beim Überbringen der Weihnachtspost an die Nachbarn musste ich kurz ein paar Unklarheiten aus einem Arztbrief übersetzen. Kein Problem. Dauert ja nur 5 Minuten. Und dann aber die Krankengeschichte mir auch nochmal ausführlich anhören. Zurück bis hin zur Appendektomie Ende der fünfziger Jahre. Gut. Wurde dann wohl eine halbe Stunde. Naja. Abends, beim Verwandtenessen, war der Blutdruck von Tantchen, seine Ursachen und mögliche Therapieoptionen (T:“vielleicht doch Globuli?“ CW:“WAAAH!“) so lange Thema, bis ich nur noch halb scherzhaft die Praxisgebühr eintreiben wollte. Nur ganz kurz haben wir dann noch Ommas rezidivierende Harnwegsinfekte beim Nachtisch besprochen. Wirklich nur kurz.

Nagut. Es nähert sich nun der Heiligabend, die Familie Chirurgenwelpe ist sehr besinnlich aus der Dorfkirche zurückgekehrt und hat sich weniger besinnlich schon das ein oder andere Weinchen eingebaut. Die Bescherung naht. Es ist ungefähr halb acht. Das Telefon klingelt. Ich gehe ran. „Ah, schön das du da bist… habt ihr schon Bescherung?“ Eine Freundin meiner Mutter. Es entspannt sich der folgende Dialog:

Chirurgenwelpe: „Ah, hi, schön dich zu hören, nee, gleich erst, frohe Weihnachten.“
Mutterfreundin „Jaja dir auch“

CW: „Soll ich dir die Mama geben?“

MF: „Nee, warte ich geb dir mal meine Tochter, die Karla“ (gut dass sie den Namen dazugesagt hat, hätte ich nämlich spontan nicht mehr parat gehabt).

K: „Hallooo…“

CW: (skeptisch) „Hallo?“

K: „Ja du, ich wollte nur kurz wissen, ich hab ja diese Gallensteine, und jetzt mit dem fettigen Essen über die Feiertage, blablablablablablabla“

CW: „…“

Tja. Ein Viertelstündchen haben wir dann über Ernährung und Pros und Kontras der Cholezystektomie diskutiert. Dann war Bescherung.

Am 25. und 26. 12. rottet sich ja traditionell vieles an Bekannt- und Verwandtschaft zusammen.

„Äh, ich bin in der 20. Woche schwanger, soll ich mich gegen Vogelgrippe impfen lassen?“  – „KEINE AHNUNG!“

„Äh, ich hab da grad kein Rezept da, könntest Du evtl. kurz in der Apotheke vorbeifahren und mir die Pille besorgen?“ – „äh… na KLAR“

„Äh, der Schwippschwager von meinem Hund hat sich den Arm gebrochen, kannst Du mal kurz über die Röntgenbilder schauen…?“ „….“

Nächstes Jahr wünsche ich mir den Heiligabend-24-Stünder in der Klinik, da hab ich wenigstens meine Ruhe…

 

__________
Disclaimer: In Wirklichkeit freue ich mich natürlich darüber, dass ich ein friedliches Weihnachtsfest im Kreise meiner Liebsten verbringen durfte, bin dankbar für meine heile und gesunde Familie und wünsche mir noch viele solche und ähnliche Feste. Das macht sich nur vom Spannungsbogen her nicht so gut… wisst ihr ja.

Ich hoffe ihr hattet es auch alle schön.

Sprechstunde

ächt jetzt, ich könnte mich niemals niederlassen. Setzt mich einen Tag in die Sprechstunde, und ich bin für Wochen bedient und mein Therapeut hats arg schwer.

Naja, heute war ich fällig, weil unser eigentlicher Vollzeit-Sprechstunden-Kollege (wie er das aushält, bleibt mir ein Rätsel) Urlaub hat und wir Assistenten da jetzt alle abwechselnd einen Tag hinmüssen.

Patienten aufklären, Verbände wechseln, OP´s planen, blablablabla chrrrr…

was währenddessen heute in meinem Hirn los war:

– Weltreise. Natürlich. Denke über Orte und Möglichkeiten und einen Namen für das dazugehörige Blog nach.

– Neues Rezept. Was mit Kürbis und Blätterteig. Ist grad im Ofen. Mal schauen wie es wird.

– Weihnachtsgeschenke für Eltern, Geschwister, Freunde, Mitbewohner, Kollegen

– die Situation im nahen Osten und wie gruselig ich das finde und wie ich das Gefühl habe dass nur ganz selektiv in den Medien berichtet wird.

– die Situation in Syrien und wie gruselig ich das finde und wie ich das Gefühl habe dass nur ganz selektiv in den Medien berichtet wird.

– die OP-Berichte, die ich noch schreiben muss. Ich freu mich ja, dass ich im Moment so viel randarf, aber dieser Papierkram macht mich wahnsinnig.

– ob ich dem neuen Anästhesisten seine Inkompetenz verzeihe, weil er so süß ist?

– ob auffallen würde, wenn ich nach jedem Patienten ne Kaffeepause mache, weil die neue Gala im Aufenthaltsraum rumiegt…

– meine Steuererklärung. Gibt es jetzt eigentlich noch Lohnsteuerkarten?

– …

Naja. Und 14 Patienten hab ich gesehen. Möchte nie mehr reden. Mein Mund ist ganz trocken. Mimimi.
Dafür hat mir heute eine Patientin Kekse mitgebracht. Voll schön. Weil ich so ein lieber Arzt bin. Na also, geht doch. Und morgen darf ich wieder in den OP. Da ist es doch am schönsten.

I had a dream last night…

… und als ich aufgewacht bin, war sie immer noch da, meine bekloppte Idee:

In nicht mehr allzulanger Zeit (na gut, noch 2 Jahre, aber was ist das schon) wird der Chirurgenwelpe ein ausgewachsener Chirurg sein. Keine Ahnung, wie es dann weitergeht. Bis gestern. Da hab ich mir folgendes überlegt:

Die noch druckfrische Facharzturkunde wird erstmal in eine Schublade gepackt. Der Welpe packt auch ein paar Sachen, schnappt sich sein Around-the-World-Ticket und fährt los. Zu Freunden in aller Welt. Schaut sich Notaufnahmen an und OPs überall, von Alaska über Asien bis Feuerland. Von medizinischer Grundversorgung im Himalaya bis zum Schockraummanagement in Chicago. Die Flying Doctors in Australien und ein Mercy Ship vor Afrika. Ein MVZ in Castrop-Rauxel und eine Buschklinik in Namibia. Höhenmedizin auf Alpentouren und Tauchmedizin in der Karibik. Überall ein bisschen mitspielen und ganz viel lernen.

Und selbstverständlich wird darüber gebloggt. Nicht täglich (ihr kennt das), aber doch immer wieder.

Ein Jahr lang um die Welt und die verschiedenen Facetten der Notfallmedizin und Chirurgie kennenlernen und davon erzählen.

Was ich brauche:

Geld – spar ich.

Freunde in aller Welt – hat man für sowas nicht Twitter? Und euch? Und eure Freunde? Wo muss ich unbedingt hin?

einen ordentlichen Plan – muss ich machen.

Ich schlaf noch ein paar mal über diesen Gedanken. Aber vielleicht taucht bald neben der „About“-Seite noch eine „Bekloppter-Plan“-Seite auf. Dann könnt ihr zuschauen, wie aus der bekloppten Idee ein Plan und dann irgendwann Realität wird – vielleicht.

Jetzt mal im Ernst: Was haltet ihr davon?

Vom eigenen Stil

… neinnein, ich spreche hier nicht von Kleidung oder Styling. Dieser Post wird in Jogginghose, ungeschminkt und mit zerzausten Haaren geschrieben.

Aber neulich im Op ist folgendes passiert: Ich durfte etwas operieren. Jetzt keine Riesengroße-Monster-Mehrere-Stunden-OP, aber schon was Richtiges, also auch kein Abszesschen oder Blinddärmchen oder so. Ich stand da also mit meinem Oberarzt und werkelte vor mich hin. Irgendwann kamen wir an einen recht kritischen Punkt und der Oberarzt sagt: „Jetzt schneid mal da und dann machst du *dasundas* und dann *soundso*“ Und ich habe gesagt: „Ich würde aber gerne erst *andersschneiden* und dann *soähnlichaberdochandersmachen* damit wir dann *gleichesergebnis* haben.“
Der Oberarzt hat mich kurz forschend angeguckt (der Showdown-Moment sozusagen, denkt euch dramatische Musik) und dann gesagt: „Ja, find ich gut. Mach das.“

Und ich habs gemacht und es wurde gut. Das war ein großer Moment.

Natürlich heißt das nicht, dass ich jetzt für immer alles alleine operieren kann. Ich muss immer noch viel lernen und ich brauche weiterhin jemanden, der mich an der Hand hält und mich geduldig durch neue Operationen hindurchträgt. Manchmal möchte ich auch verzweifeln ob all der Dinge, die ich noch lernen muss.

Aber diese eben geschilderte Situation war ein bisschen wie Fahrradfahren ohne Stützräder. Zwar muss der Oberarzt noch nebenherjoggen, aber auf gerader Strecke kann ich schon alleine Kurs halten. Und irgendwann klappt auch der Alpencross. Alles eine Frage des Trainings.